Affinity Designer und das PDF: Alles ist da?

In der PAGE 5-2018 wurden die Adobe-Alternativen besprochen. Natürlich auch Affinity Designer. Und neben all den Argumenten über Mietmodelle und den Funktionsumfang – zu denen ich mich hier nicht äußern werde – gibt es da auch einen kleinen Satz, der nicht unkommentiert bleiben darf, denn es geht um die Sicherheit von Daten.

Leider zeigt dieser kleine Satz auch, wie wenig sich Anwender mit Dateiformaten beschäftigen, bedenkt man dabei, wie abhängig sie von ihnen sind.

Liebe PAGE, hier versprecht Ihr etwas, was das Programm nicht halten kann:

Abbildung: »Alleine dafür lohnt es sich schon: in Affinity Designer öffnen – alles ist da [Anmerkung von mir: auch Elemente neben der Zeichenfläche] –, als EPS speichern und an Illustrator übergeben.« [Anmerkung: den Namen des zitierten Designers habe ich unkenntlich gemacht, er spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle]

Dass mit dem Illustrator Update 2018.1 just der PDF-Import leicht überarbeitet wurde und damit die Bemerkung über den seit Ewigkeiten nicht geänderten Dialog hinfällig war, konntet Ihr vielleicht nicht ahnen.

Abbildung: der neue PDF-Import

Die Details über das Speicherformat hingegen hätte jemand überprüfen müssen. Illustrator kann ein PDF auf zwei Arten speichern: mit oder ohne Illustrator-Bearbeitbarkeit. Diese Option ändert rein gar nichts an dem PDF selbst. Sie speichert nur zusätzlich die komplette AI-Datei als privaten Datenzweig in das PDF. Wer sich für die Details interessiert: Ich habe zum Speichern von nativen Daten in Illustrator ein Video aufgenommen.

Was gerade die Elemente neben der Zeichenfläche angeht: sie sind im PDF nicht enthalten. Auch nicht geheim, versteckt oder mit Überreden. Sie sind einfach nicht drin. Sie sind ausschließlich im AI-Part, also in den privaten Daten.

Wenn nun ein PDF in Illustrator wieder geöffnet wird, dann sucht Illustrator erst einmal, ob ein privater AI-Datenzweig enthalten ist. Wenn das der Fall ist und dessen Version entweder identisch oder niedriger ist, dann interessiert sich Illustrator überhaupt nicht für das PDF. Es öffnet das AI.

Ist der AI-Zweig allerdings von einer höheren Version oder ist er kaputt gegangen (z.B. beim Speichern über das Netzwerk), dann meldet Illustrator ggf. einen Fehler und versucht, das PDF zu öffnen. Darin sind keine Objekte neben der Zeichenfläche. Effekte und diverse andere Dinge sind umgewandelt, etc. Also: Datenverlust.

Kommen wir nun zu Affinity Designer. AD öffnet den PDF-Part der Datei. Es kann keine anderen Daten öffnen, denn das AI-Format ist proprietär. Im PDF-Zweig sind Objekte neben der Zeichenfläche nicht enthalten.

Abbildung: PDF-Import von Affinity Designer

Abbildung: dieselbe Datei in den »Zuletzt verwendeten« Dateien von Illustrator

Kommen wir nun noch zum Speichern als EPS. EPS? RLY? Ein PDF kann noch Transparenz enthalten, beim Speichern als EPS ist sie dahin. Wenn man noch irgendwas retten konnte auf diesem Weg, dann sollte man tunlichst ein schonendes Format für diesen letzten Rest Daten wählen und nicht ausgerechnet EPS.

Und eine weitere Büchse der Pandora habe ich nicht einmal angedeutet: das Öffnen von PDF in Illustrator. Ich empfehle dazu diesen Beitrag (Englisch).

Wer sich nun weiter informieren möchte über Dateiformat, dem möchte ich folgendes ans Herz legen:

Wie man Dateien sicher speichert (Englisch)
EPS – der Dateiformatzombie
Über das Umwandeln beim Speichern in niedrigere Formate (Englisch)

 

© Monika Gause, 2018 . Impressum/Datenschutz . Grafik . mediawerk